Kommentar der GdP
|
1 EinleitungDas Ziel dieser Arbeit ist es, die Geschichte polizeilicher Berufsverbände in Deutschland von 1882 bis 1935 im chronologischen Überblick darzustellen. Der Zeitraum wird durch zwei Eckdaten festgelegt: 1882 ist das Gründungsjahr des ersten nachweisbaren Verbandes, und 1935 datiert die Liquidationsurkunde des letzten demokratischen Polizeiverbandes vor der Nazi-Diktatur.Zum Aufbau der ArbeitIm Laufe des Untersuchungszeitraumes wurden in Deutschland über 100 polizeiliche Berufsvereinigungen gegründet. Es gab bei diesen Verbänden Spaltungen, Zusammenschlüsse und Vereinnahmungen. Es kam vor, daß der gleiche Verband verschiedene Namen führte, und daß unterschiedliche Verbände fast den gleichen Namen hatten. So wurde der Verband Preußischer Polizeibeamten e.V. häufig Schrader-Verband genannt und die beiden Verbände Allgemeiner Preußischer Polizeibeamtenverband und Preußischer Polizeibeamtenverband waren ganz unterschiedliche Organisationseinheiten. Um diese Vielfalt der Organisationen und ihrer Beziehungen untereinander wenigstens annähernd übersichtlich präsentieren zu können, enthält diese Arbeit eine Chronologie und ein Register der Verbände. Dadurch konnte ich den übrigen Text von einer störenden Detailfülle freihalten. Einzelheiten, die im Text fehlen, sind in der Chronologie leicht zu finden.Die Darstellung beginnt mit den Wurzeln der polizeilichen Gewerkschaftsbewegung, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Von 1913 bis 1915 spielte sich in Berlin ein gut dokumentierter Organisationskampf ab, der zur offiziellen Gründung eines Verbandes führte, der in der Folgezeit den Kern der Polizeigewerkschaftsbewegung bildete. In der Weimarer Zeit wuchsen die Berufsverbände und konsolidierten sich, wurden jedoch 1933 ausgeschaltet und durch eine Nazi-Organisation ersetzt. Zur QuellenlagePolizeigewerkschaften sind ein wissenschaftlich so gut wie nicht bearbeitetes Thema. Die Literaturlage ist problematisch. Aus diesem Grund habe ich in die Bibliographie auch mir nicht zugängliche Quellen aufgenommen. Neben verstreuten Hinweisen stehen als Hauptquellen Veröffentlichungen von Funktionären zur Verfügung. Die älteste mir vorliegende Quelle ist eine 1926 veröffentlichte Arbeit von Emil Klingelhöller1, der im sogenannten Schrader-Verband tätig war2. Es handelt sich um eine Jubiläumsschrift zum zehnjährigen Bestehen des Verbandes mit vielen Zitaten aus der Presse und aus amtlichen Dokumenten. Besonders ergiebig ist diese Quelle allerdings nicht. Sie enthält lange ideologische Passagen, ist unklar aufgebaut und stellt zumindest ein Ereignis verfälscht dar, und zwar den Kapp-Putsch. Beschrieben wird hier vor allem die Zeit von 1913 bis 1926.
1 Klingelhöller, Emil: Der Verband Preußischer Polizeibeamten in seinem Werden und Wirken, Berlin 1926 2 Liang, Hsi-Huey: Die Berliner Polizei in der Weimarer Republik, Berlin, New York 1976 S.152 3 25 Jahre GdP, in: Deutsche Polizei 10/1975 S.6-19, sowie Gniesmer, Friedrich: Der Weg zu und mit der GdP, in: Die deutsche Polizei - ihre Geschichte - ihre Gewerkschaft S.1-58; die Angabe "Gniesmer" ohne weiteren Hinweis bezieht sich stets auf diesen Artikel. 4 Gniesmer, Friedrich: 65 Jahre Gewerkschaftsarbeit für die Polizei Auflage 1979, Druckschrift ohne Impressum, Archiv des DGB, Karton Polizei 5 Schulte: Vom Kameradenverein bis zur Gründung der Gewerkschaft der Polizei, in Auszügen wiedergegeben in 40 Jahre danach - 35 Jahre GdP, hrsg. vom Verlag Deutsche Polizei, Hilden 1985 6 Sieveking, Jürgen: Das Kräftespiel zwischen Staat und Beamtengewerkschaft am Beispiel der GdP Univ.-Diss. Freiburg 1970, gefunden im Gesamtverzeichnis deutschsprachiger Hochschulschriften 1966-1980, Saur-Verlag. Dagegen findet sich weder im Hochschulschriften-Verzeichnis der Deutschen Bibliographie (1981-1990), noch in der Quellen-Edition des DGB ein einziger Hinweis. 7 Scheibengruber, Georg: Probleme der gewerkschaftlichen Organisation von Beamten - am Beispiel der Polizei, Diplomarbeit, München 1973 8 Leßmann: Die preußische Schutzpolizei in der Weimarer Republik, Düsseldorf, 1989 S.164-170 und Liang: a.a.O. S.75-83 9 Vgl. Lokalpresse vom 24.07.1982: Westdeutsche Zeitung, Rhein. Post, Kölner Stadtanzeiger |