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Saccheris Definitionslehre

1. Einleitung

2. Definition allgemein

3. Die Realdefinition

4. Saccheris Definitionsregeln

5. Die Nominaldefinition

6. Zusammenfassung

7. Literatur

 

Glossar der Symbole

 

Saccheris Lehrsätze

In Kapitel 4 folgen 8 Lehrsätze (Propositionen) über Definitionen:
 
  1. Die essentielle Definition ist kein notwendiges Prinzip des Wissens.
  2. Was immer von irgendeinem Gegenstand ausgesagt wird, muß aus seiner am Anfang aufgestellten Definition bewiesen werden.
  3. In der Nominaldefinition ersetzt das Subjekt, von dem die Definition ausgesagt wird, rein material, oder wenn formal, dann ist es eingesetzt für genau das Ding, für das das Prädikat eingesetzt ist, nicht nur der Sache nach, sondern auch in Gedanken.
  4. Die Nominaldefinition muß jedem anderen Konzept der durch das Wort bezeichneten Sache vorangehen.
  5. Jede Nominaldefinition ist gültig.
  6. Sobald irgendein Begriff des Subjektes vorhergeht, ist die Definition nicht anzunehmen, sondern zu beweisen, und zwar aus dem vorgegebenen Begriff.
  7. Alles wissenschaftliche Wissen muß zu einem Begriff des Objektes gelangen, der keinen Beweis braucht.
  8. Eine Nominaldefinition kann nicht in eine Kontroverse geraten, außer in eine rein historische.
Im fünften Kapitel bezieht er sich bei der Behandlung der Axiome weiter auf die Nominaldefinition, wenn er im zweiten Lehrsatz sagt, daß "alle Axiome von der Nominaldefinition her verstanden und begründet werden müssen." Hier stellt er auch die Unterscheidung zwischen Nominaldefinition und Axiom vor.1

Im dritten und vierten Lehrsatz führt er die Begriffe der komplexen und einfachen Nominaldefinition ein.

Schließlich kommt er im allerletzten Kapitel seiner Logica noch einmal auf die Definition zu sprechen, wenn er vor dem Trugschluß der doppelten Definition warnt, der darin besteht, daß man Aussagen über einen Gegenstand macht, die in Mißachtung seiner in Kapitel 4, Lehrsatz 2 aufgestellten Regel nicht auf dessen Nominaldefinition zurückgehen.

Es folgen Saccheris Einteilung der verschiedenen Arten von Definitionen sowie eine Liste von deren Merkmalen. 



1 Kap.5, 2. Lehrs., 2. Folgerung

Diese Interpretation ist im Sommersemester 1992 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf als Hausarbeit zum Hauptseminar: G. Saccheri, Logica demonstrativa unter der Leitung von Prof. Dr. Hartmut Brands entstanden. Ich möchte diese Veröffentlichung dem Andenken des viel zu früh verstorbenen Professor Brands widmen, bei dem ich gerne noch mehr über Logik und Wissenschaftstheorie gelernt hätte.
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Zuletzt aktualisiert am 09.02.2006