4. Saccheris Definitionsregeln
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2. Definition allgemein
Saccheri führt die Definition als eines der Prinzipien der Erkenntnis
ein. Für ihn ist jede Erkenntnis eine Aussage, die bewiesen werden
muß. Bevor sie bewiesen ist, ist sie noch keine Erkenntnis. Bevor
man sie beweisen kann, muß aber bekannt sein, "was das Subjekt ist"
und "was das zu zeigende Prädikat ist". Zwei Sätze später
bezeichnet er "die Definition sowohl des Subjektes als auch des Prädikates"
als erstes Prinzip1. Damit hat er, ohne es ausdrücklich
zu sagen, behauptet: Die Definition ist dasjenige erste Prinzip, das aussagt,
was etwas ist. Deutlicher wird er in seiner Bestimmung der Definition nicht.
Vielleicht definiert er den Begriff "Definition" deshalb nicht ausdrücklich,
weil er den Vorwurf der Zirkularität fürchtet. Denn das Definieren
von "Definition" setzt ja schon einen Begriff von "Definition" voraus,
den man nicht ausspricht, sondern durch Handeln ausfüllt, indem man
gerade das tut, nämlich Definieren, von dem man doch gerade erst sagen
will, was es ist. Von diesem Problem handelt auch Saccheris einziger Lehrsatz
zu Definitionen allgemein:
Sobald irgendein Begriff des Subjektes vorhergeht, ist die Definition
nicht anzunehmen, sondern zu beweisen, und zwar aus dem vorgegebenen Begriff.
Das läßt sich auf den Begriff Definition sehr leicht anwenden, denn wenn etwa jemand fragt: Was ist das, Definieren? so kann man widerspruchsfrei antworten: Definieren ist, was ich gerade tue, nämlich, die Frage beantworten, was etwas ist, und die Aussage, die man dabei macht, heißt Definition. 1 Logica S.184 |