4. Saccheris Definitionsregeln
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Zu Saccheris dritter Definitionsregel:
R3 daß sie aus der Gattung und der nächsten Differenz bestehen
muß.
Diese klassische Regel, die auf Aristoteles zurückgeht1, wird heute nicht mehr vertreten. Sie ist nur auf einstellige Prädikate anwendbar, nicht jedoch auf wichtige wissenschaftliche Begriffe wie z.B. auf logische Verknüpfungen, die bekanntlich durch Wahrheitstafeln definiert werden oder auf Begriffe wie Quadrat oder Geschwindigkeit, deren Definitionen x2=x*x bzw. v=s/t nicht in die hier geforderte Form überführt werden können. Auch für metrische Begriffe ist diese Definitionsform ungeeignet, denn diese werden durch ein empirisches Einzelbeispiel definiert und nicht aus allgemeineren Begriffen abgeleitet. Auch Saccheri nimmt seine Regel R3 schon nicht mehr ganz ernst. Sie gilt bei ihm nur für essentielle Definitionen, die kein notwendiges Prinzip des Wissens sind, nicht jedoch für Deskriptionen und Nominaldefinitionen, von denen vor allem die letzteren eine herausragende Rolle spielen. 1 Aristoteles, Topik I 8.103b15 |